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Das KleiderReich kennt keine Grenzen
Das neue Sigmaringer KleiderReich steht allen Menschen offen. Als Second-Hand-Laden, als Café, zum Waschen und Trocknen. Ihre erste Bewährungsprobe hat die Einrichtung mit der Corona-Krise gemeistert. Noch vor der eigentlichen Eröffnung.
März, Lockdown, viele ungeklärte Fragen. Darauf hat es für die Initiatoren des KleiderReichs nur eine Antwort gegeben: „Wir haben bewusst gesagt, wir öffnen für Menschen, die auf Grund dieser Situation in eine Schieflage geraten sind. Wir lassen als Kirche und Diakonie niemanden alleine.“ Und das hat funktioniert, blicken Michaela Fechter von der Diakonischen Bezirksstelle und der Sigmaringer Pfarrer Matthias Ströhle zufrieden zurück. „Wir haben das mit einer reduzierten Öffnungszeit erreicht, weil wir nicht gleich durchstarten konnten.“
„Wie gehen wir mit der Situation um?“ war die Frage. Aktiv, anpackend, angepasst. „Wir haben während des Lockdowns den Laden eingerichtet, halt immer in kleinen Gruppen mit Mundschutz und Desinfektionsmittel. Bis zum heutigen Tag fragen wir die Risikopersonen bei unseren ehrenamtlichen Helfern ab, weil wir sie nicht einsetzen dürfen.“ Außerdem können nur zwei Mitarbeiter*innen und drei Kund*innen gleichzeitig anwesend sein. Der Rest muss warten. Problemlos. „Die ersten Tage draußen waren wie ein Ort der Begegnung.“ Weil die Menschen dort miteinander sprechen.
Eine weitere Überraschung stellte sich für die treibenden Kräfte des KleiderReichs mit dem gänzlich unerwarteten Verhalten der Gebenden ein. „Viele haben die Zeit des Stillstands genutzt, um ihre Kleiderschränke auszumisten - was ist zu groß, was ist zu klein, was passt nicht für die Jahreszeit?“ Mit spürbaren Folgen. „Wir hatten dementsprechend ein enormes Spendenaufkommen; es hält bis dato an.“ Eine wahre Flut brach über den Laden herein, weshalb im Sommer befristet ein entschleunigender Annahmestopp verhängt werden musste.
Völlig unberührt von den Einschränkungen in Folge der Corona-Krise bleiben die Kerngedanken dieses Projekts. „Hier kann jeder einkaufen - ohne Berechtigungsausweis, das ist uns besonders wichtig.“ Willkommen sind Menschen, die auf günstige Kleidung angewiesen sind, ebenso wie solche, die bewusst nachhaltig leben möchten und auf gebrauchte Artikel zurückgreifen. „Das Dritte ist es, Individualität und Vielfalt zu ermöglichen für jemanden der sagt, das ist meine Art zu leben, ich möchte nicht das tragen, was alle tragen; ich schaue, was passt zu mir“, so Frau Fechter.
Der diakonische Aspekt stellt einen wesentlichen Zug bei der Ausrichtung des KleiderReichs dar. „Insofern, dass wir günstige Kleidung verkaufen; das heißt, dass wir Geld einnehmen, das wir wiederum hier für diakonisch-caritative Projekte einsetzen.“ An einem Standort, wie er besser nicht sein könnte. In der Vorstadt 2, direkt unter Schloss Sigmaringen gelegen, mit hellen freundlichen Räumen, mit Platz, mit Atmosphäre. Mit einer enorm positiv ausfallenden Resonanz der Einkaufenden. „Und wie, wir sind nach wie vor begeistert davon.“
Die Leitung des KleiderReichs liegt bei Michaela Fechter, die Trägerschaft bei der Diakonischen Bezirksstelle Balingen in Kooperation mit dem Caritasverband Sigmaringen, der katholischen Seelsorgeeinheit und der evangelischen Kirchengemeinde. „Es ist ein ökumenisches Projekt; wir treten hier als Christen gemeinsam auf, wir wollen bewusst ein gemeinsames Angebot für Sigmaringen aufbauen.“ Am Menschen orientiert. „Wir bieten auch eine Sozialberatung an, wenn es sich aus dem Gespräch heraus ergibt.“